Vom Karmelitenkloster in der Silbergasse konnten wir paar Mitbrüder um ca. 6 Uhr losfahren.
Die österreichische Gruppe (in etwa 25 Teilnehmer) traf sich fast vollständig am Westbahnhof in Wien, während einige mit dem Flugzeug unterwegs waren. Der Zug nach Katowice fuhr pünktlich um 7.18 los.
Im Zug selbst gab es Zeit, sich auszuruhen aber auch, um sich persönlich kennenzulernen. Die Pilger haben sich nämlich nicht alle schon vorher gekannt, und es gab die Möglichkeit, sich über Edith Stein auszutauschen.
In Katowice kamen wir gegen 12.50 an und wurden dann von einem Bus abgeholt.
Dank der guten Organisation der Frau Hildegard Schmitz vor Ort und der Frau Gerlinde Bammer auf österreichischer Seite klappte alles wie am Schnürchen!
Die Fahrt bis zum Zentrum für Gebet und Dialog (link) gab uns Einblick in die Landschaft dieser polnischen Gegend.
Das Zentrum ist eine sehr interessante Einrichtung, deren Ziele und Angebote hier beschrieben sind.
Der Empfang war überaus freundlich und professionell... man hat gleich etwas von dem gespürt, was später der Leiter uns als "Leitsatz" des Hauses vorgestellt hat: Achtung vor jedem Menschen haben ist ein lebendiger Dialog, der wenig Worte braucht.
Nach dem Mittagessen ging es dann zu unserem Quartier, dem Franziskanerkloster (dem P. Maximilian Kolbe geweiht) in Harmeze (nur 10 Minuten von Oswiecim entfernt).
Dort erlebten die erste Überraschung der Reise, da die lieben Brüder im Kloster keine Ahnung von unserer Ankunft zu haben schienen! Nach einigen Minuten leichter Panik stellte sich heraus, dass sie uns erst für morgen erwartet hatten... die Zimmer waren aber (einigermassen) schon vorbereitet.
Der erste Abend wurde als Einführung in die Wallfahrt gestaltet. Nach dem Abendessen im Zentrum feierten wir die hl. Messe zusammen mit den restlichen Pilgern aus Deutschland (dazu waren vereinzelt einige Pilger aus Holland und der Schweiz gestossen). Es war eine Freude, viele bekannte Gesichter aus der Edith Stein Gesellschaft Deutschland wieder zu sehen.
In der Predigt zum Fest der Verklärung Christi sprach Pfr. Dr. Manfred Deselaers
Mich hat es besonders beeindrückt, wie er betonte: "Auschwitz ist kein verdammtes Land, sondern ein Ort, aus dem Segen entsteht, denn aus dieser Erde spricht die Asche so vieler Toter von der Würde, die jeder Mensch - Opfer und Täter - von Gott geschenkt bekommen hat". Gerade hier, wo diese Würde auf unmenschlichster Art zertreten und misachtet wurd, kann und soll uns um so bewusster werden, wie jeder Mensch - egal welcher Religion, Nationalität... - eine unzerstörbare Würde besitzt.
Die göttliche Herrlichkeit, die in der Verklärung kurz sichtbar wurde, trägt jederr von uns in sich - auch wenn meist verborgen. Unsere Aufgabe bleibt, diese in jedem anderen Menschen zu erkennen.
Dieses Thema sprach Pfr. Deselaers erneut bei seiner Vorstellung im Konferenzsaal an.
Es ist natürlich schwierig, an so einem Ort Dialog zu führen, wo solche Wunden spürbar werden und die Emotionen kaum in Worte zu fassen sind. Die Arbeit im Zentrum ist vielfältig aber nicht leicht.
Sollen Christen angesichts der Tragödie der Judenvernichtung schweigen? Soll man das Gedenken in Stille dem jüdischen Volk überlassen, oder vielleicht parallel dazu - aber getrennt! - christliche Gebete sprechen? Wie kann man als Deutsche und Österreicher an diesem Ort sein?
Viele Fragen wurden in uns wachgerufen, die keine leichte und allgemeine Antwort haben.
Der Zugang von Pfr. Deselaers ist nach jahrelanger Erfahrung ist sehr pragmatisch: Er möchte keine Trennung durch Schweigen fördern, auch nicht im Gedenken. So versucht er in diesem Zentrum besonders durch das Hören und das Achten auf alle Besucher ein Stück dieser Würde des Menschen sichtbar machen, die gerade an diesem Ort uns erneut berühren kann. Er meinte, dadurch kann Dialog in wortloser, aber heilender Form geschehen.
Frau Hildegard Schmitz begrüßte die Pilger erneut und stellte sich kurz vor. Sie ermutigte uns sehr beherzigt dazu, auf uns selbst während der Tage zu achten, weil es wohl anzunehmen ist, dass uns der Besuch an der einen oder anderen Stelle sehr berühren wird.
Am Ende des Abends war uns ganz klar geworden, dass diese Wallfahrt nichts Leichtes werden würde!
Unsere hl. Edith Stein soll uns helfen zu erfahren, dass dieser Boden nicht vom Bösen getränkt ist - wie Pfr. Deselaers sagte - sondern für uns auch ein Ort des Segens werden kann.
Wie beten weiterhin auch die Novene um Frieden, Gerechtigkeit und Toleranz in Europa.
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